Im Kyudo üben wir uns anhand einer von alter japanischer Tradition vorgegebenen Bewegungsabfolge mit Bogen und Pfeil darin, achtsam zu sein. Indem wir uns darauf beschränken, «bloss» achtsam zu sein, beruhigen wir unseren Gedankenfluss, der sich aus der immer wiederkehrenden, von uns selbst kreierten Spannung speist zwischen Hoffen und Zweifeln am Gelingen. Wir setzen Unterbrechungen in unsere Tendenz, allzu rasch uns und unser Tun zu bewerten. So entwickeln wir allmählich Geduld, Gelassenheit und Selbstakzeptanz.
Kanjuro Shibata XX, Sendai: «Vergesst nicht, das Arbeiten an eurer Form (der Bewegungen) ist bloss das Mittel, mit welchem ihr an eurem Geist arbeitet. Nicht die Verfeinerung der Form oder das Treffen des Ziels ist das Wesentliche. Das ultimative Ziel im Kyudo ist – genauso wie in der Sitzmeditation – den Geist zu klären.
»Kyudo kann unabhängig von Alter, Geschlecht und Kraft praktiziert werden. Die Praxis selbst erscheint einfach. Die Schüler werden in die grundlegende Form, Shichido (sieben Koordinationen) eingeführt, wozu ein Wochenende oder ungefähr fünf Klassenabende ausreichen.
Am Ende eines solchen Kurses werden die ersten Schüsse auf ein Reisstrohbündel (Makiwara) in zwei Meter Entfernung und Augenhöhe versucht. Mit dem Erreichen einer gewissen Sicherheit und Vertrautheit wird die Praxis ausgedehnt auf Distanzschiessen (28 Meter), Hitote genannt.Die zunehmende Beherrschung der Form, ihre Vertiefung und Verfeinerung eröffnet eine über Jahre führende, spannende Entwicklung und Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit.